30.01.2011

FOUR LIONS: Stellungnahme des Verleihers



Wie HIER berichtet, hatte der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer Bedenken wegen des Kinostarts der Satire FOUR LIONS. Meine Nachfrage an sein Büro, welcher Art genau seiner Bedenken seien, blieb unbeantwortet – nicht zuletzt, weil ich eine Woche (!) später die Rückmeldung bekam, meine Mail könne nicht zugestellt werden (ohne Tippfehler in der Anschrift). Offenbar war der Server etwas überlastet.

Auch von Seiten des Filmverleihs habe ich kein Feedback bekommen – dafür aber gab es ein Interview mit dem Capelight-Geschäftsführer Steffen Gerlach in der Ausgabe Nr. 3 (2011) des Branchenblatts Blickpunkt:Film (S. 11).

Darin berichtet Gerlach, erst durch den Spiegel-Online-Artikel und kurz vor der Ausstrahlung eines entsprechenden Spiegel-TV-Beitrags von der Verbotsforderung Mayers erfahren zu haben. Der Vorwurf selbst, so Gerlach, sei „höflich ausgedrückt: absurd“. Gerlach verweist auf die Preise, die die Satire um tragisch-tölpelhafte britisch-pakistanische Selbstmordislamisten aus Sheffield gewonnen hat und welche Erfolge FOUR LIONS international bislang feierte – in Deutschland gewann er den Publikumspreis auf dem „Fantasy Filmfest“. Nirgendwo, so Gerlach, habe es Drohungen gegen den Film gegeben. „Wie man ihm jetzt ausgerechnet hierzulande ein besonderes Gefahrenpotenzial attestieren kann, ist mir völlig unverständlich“. Bestätigt fühlt sich Gerlach durch das Medienecho in Folge der Verbotsforderungsmeldung. Einhellige Meinung sei, dass Satire sich auch einem ernsten Thema wie dem Terrorismus annehmen dürfe, gar solle. „Vielleicht ist es sogar gut, dass das Thema auf diese – wenngleich absurde – Weise in den Fokus gerückt werde“, so Gerlach. Natürlich könne der Verleih über die Aufmerksamkeit freuen.

Eine kleine Anmerkung dazu: Auch wenn ich persönlich nicht Herrn Mayers Standpunkt in Sachen Verbot teile (schon gar nicht, was den Film FOUR LIONS betrifft) und seine Aussage für die übliche Politikerprofilierung oder zumindest als ein Versuch der Aufmerksamkeitserregung betrachte, finde ich es grundsätzlich nicht verkehrt, sich über die Bedenklichkeit oder aber die möglichen Folgen von Filmen prinzipiell Gedanken zu machen.

Und: Das Feld der Wirkung von fiktionalen Spielfilmen ist zwar sehr diffuses Terrain, in dem mehr Meinungen als fundierte Erkenntnisse regieren. Doch Herr Gerlach geht nicht wirklich auf den Vorwurf, FOUR LIONS könne hinsichtlich der aktuellen Bedrohungslage „Öl ins Feuer gießen“, ein. Dass der Film mehrfachen Erfolg hatte und es zu keinen Protesten kam, ist schön, aber dahingehend unerheblich. Nochmal: ich halte gerade FOUR LIONS, als Satire mit tragischem Einschlag, als gerade aufklärerisch und deeskalierend. Dass aber weder Blickpunkt:Film, noch der Capelight-Geschäftsführer selbst die Frage danach stellen, inwiefern FOUR LIONS „gefährlich“ sein soll – sei es, dass er Vorurteile gegen Muslime bestärkt, dass sich Muslime verunglimpft fühlen (obwohl Morris seinen Film dahingehend schon vor dem Start getestet hat) oder gar verwirrte Radikale inspiriert werden könnten – ist schade. Vielleicht war der Spiegel-TV-Beitrag dahingehend erhellend genug. Womöglich aber haben wir hier nur ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr politische Korrektheit, die Provokation von Terroristen und reale Bedenken hinsichtlich öffentlicher Sicherheit und / oder Ordnung in Zeiten eines „fremdartigen“ terroristischen Dschihadismus zu einer bedenklichen Gemengelage geworden sind. Die aktuelle terroristische Bedrohung und der "Global War on Terror" muss und soll zu keinem Kampf der Kulturen stilisiert werden. Mit allerlei kulturellem und politischem sozialpsychologischen Ballast ist er allemal versehen.

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(zyw)